Call for Papers ÖRF 2025/2: "Das Demokratische Bilden".
Demokratie in zahlreichen Krisen
„Kippt diese Demokratie?“ (Rabe, 2024), „Stirbt die Demokratie in diesem Jahr?“ (Shafy, 2024), „Sind wir überhaupt eine liberale Demokratie?“ (Bösch, 2023). Fragen zur künftigen Demokratie-Entwicklung betreffen auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt und fordern alle Gesellschaftsbereiche sowie deren Institutionen mit ihren Strukturen, Prozessen, Inhalten und Akteur*innen heraus. Denn die Entkoppelung politischen Einflusses und demokratischer Repräsentation sowie postdemokratischer Passivierung (Crouch, 2017) schaffen ein Spannungsfeld, in dem das grundsätzliche Versprechen des demokratischen Wohlfahrtstaates, ein gesichertes Leben in einer geordneten Gesellschaft zu ermöglichen, nicht mehr ohne grundlegende individuelle, gesellschaftliche und politische Veränderungen einlösbar zu sein scheint.
Demokratie als dynamische Lebensform
Angesichts zunehmender Gefährdungen demokratischer Herrschafts-, Gesellschafts- und Lebensweisen gilt es, vielfältige Beiträge unterschiedlicher Gesellschaftsbereiche und Institutionen zum Demokratischen und zur Demokratisierung (Haarmann, Kenner & Lange, 2020, S. 20) kritisch zu reflektieren und multiperspektivisch zu diskutieren. Demokratie definiert nicht nur eine Herrschaftsform, die sich an Mehrheiten orientiert. Als „wandelbare Ausformung unter zeitkulturellen Bedingungen, Anforderungen und Phänomenen“ (Beutel, Beutel & Gloe, 2022, S. 81) ist sie nicht als statisches Konstrukt zu betrachten. Sie stellt auch eine Lebensform dar, die „entdeckt und wiederentdeckt, neu gemacht und reorganisiert" (Dewey 1987/1937, S. 182, zit.n. Biesta, 2007) sowie „in ständig erneuerter Kraftanstrengung gelernt werden muss“ (Negt, zit.n. Widmann, 2024).
Demokratie-Bildung
Dem Bildungswesen und speziell der Schule kommt diesbezüglich – mitunter auch in Äußerungen und Forderungen gesellschaftlicher Player – eine besondere Aufmerksamkeit zu. Zur Bildung von Demokratie gehören aber auch andere gesellschaftliche Bereiche und Institutionen (Politik, Verwaltung, Gesundheitswesen, Religionsgemeinschaften, Haftanstalten, Vereine, Sportorganisationen, Jugendzentren, Altenheime usw.), die in unterschiedlichen Ausprägungsformen und Gestaltungsvarianten dazu beitragen, das Demokratische im Alltag sichtbar und wirksam zu machen sowie demokratische (Selbst-)Bildungsprozesse zu initiieren. Ihre praktischen Implementierungen, theoretischen Grundlagen, demokratiebildnerischen Innovationen und deren Förderung oder auch Behinderung von Demokratisierungsprozessen in Zeiten multipler Krisen stehen im Fokus dieses vorliegenden Calls, der zugleich auch Abgrenzungen zum Undemokratischen nicht aus den Augen verlieren möchte.
Demokratie im religiösen Kontext
Für den Religionsunterricht gibt es neben dem schulischen Umfeld auch den Kontext Religionsgemeinschaft/Kirche zu bedenken, der zu einer demokratischen Ausrichtung in Widerspruch stehen könnte bzw. in ihren Grundlagen diese auch stützen könnte. Den theologischen Disziplinen kommt hierbei eine zentrale Funktion zu. Insbesondere die Religionspädagogik ist gefordert, die Bildung des Demokratischen zu stärken.
Ausrichtung des Heftes
Das Ziel ist einerseits eine empirische Aufarbeitung von Demokratiebildung in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen – auch abseits der Schule – und andererseits eine wissenschaftliche Weiterentwicklung im Sinne innovativer Impulse für künftige theologische, religionspädagogische und fachdidaktische Reflexionen. Der Bogen kann sich von demokratiebildnerischen empirischen Erkenntnissen bis hin zu ideologiekritischen Beiträgen spannen sowie (religiöse) Bildungsorte in (vor-)schulischen Institutionen und zahlreichen anderen gesellschaftlichen Bereichen umfassen.
Ausgewählte Schwerpunkte können sein:
- Grundlagen zur Bildung des Demokratischen
- Religionen, religiöse Bildung und das Demokratische
- antidemokratische und undemokratische Entwicklungen als pädagogische Herausforderung
- das Demokratische und Schule
- das Demokratische in unterschiedlichen fachdidaktischen Diskursen
- demokratische Subjektivierungsprozesse
Wir laden herzlich dazu ein, Beiträge zur Thematik zu verfassen und für die Ausgabe des ÖRF einzureichen, die im Herbst 2025 erscheinen wird.
Wir bitten Sie, uns die Ankündigungen Ihres Beitrages (Abstract) zur Thematik der Ausgabe bzw. auch über Thema hinausgehende Texte (unter „weiter wissenschaftlicher Beiträge“ zu veröffentlichen) an folgende Mail-Adresse zu senden: oerf.redaktion@uni-graz.at. Sie erhalten nach einer formalen und inhaltlichen Erstkontrolle daraufhin eine Rückmeldung. Wenn Sie ein positives Feedback von uns erhalten haben und ihr Beitrag fertiggestellt ist, laden Sie diesen für die Einleitung des Peer-Review-Verfahrens selbstständig auf unserer Website hoch: http://oerf-journal.eu/
Wir bitten ebenso um die Bekanntgabe von Publikationen, die in letzter Zeit entstanden sind und die rezensiert werden sollten, sowie um Kurzbeschreibungen sehr guter wissenschaftlicher religionspädagogischer Qualifizierungsarbeiten an den verschiedenen Standorten (Master- oder Diplomarbeiten…)!
Den Ablauf zur Einreichung sowie alle entsprechenden Formalia finden Sie auf unserer Homepage: http://oerf-journal.eu/
Wir bitten dringend, die Manuskriptrichtlinien genau einzuhalten!
Verantwortlich für die inhaltliche Konzeption dieser Ausgabe
Prof.in Dr.in Andrea Lehner-Hartmann, Universität Wien
Prof.in Dr.in Britta Breser, Universität Wien
Prof. Dr. Oskar Dangl, Universität Wien
Zeitplan
Vorschläge für Beiträge erbitten wir bis: 03. Februar 2025
Abgabetermin aller Beiträge für das Peer-Review-Verfahren: 28. März 2025
Abgabetermin für Rezensionen und Qualifikationsarbeiten: 13. Juni 2025
Erscheinungsdatum: Herbst 2025