Bd. 32 Nr. 1 (2024): Krieg.Frieden.Religion; Kontexte und Perspektiven

Der großflächige Angriff des russischen Militärs auf die Ukraine seit Februar 2022 hat die westeuropäischen Gesellschaften auf eine massive Art und Weise erschüttert und Frieden in seiner Fragilität deutlich werden lassen. Innerhalb der Europäischen Union entstehen neue Diskussionslinien entlang der jeweiligen Positionierungen zu den Kriegsparteien. Neue Herausforderungen und Diskursverschiebungen lassen sich auch in Kirchen und Theologien beobachten: Die Spannungen innerhalb der Orthodoxie, die spätestens mit der Anerkennung der Orthodoxen Kirche in der Ukraine durch den Patriarchen von Konstantinopel weltweit offensichtlich geworden sind, haben sich weltweit verschärft; um die theologische und geistliche Haltung zum Krieg wird teils heftig gerungen, teils wird versucht, um einer kirchlichen Einheit willen das Thema zu meiden. Während in den protestantischen und katholischen Kirchen im deutschsprachigen Raum ein breiter Konsens darüber besteht, den Angriff auf die Ukraine zu verurteilen und Geflüchteten zu helfen, kommt es zu Kontroversen über friedensethische Positionen angesichts der Debatten um die angemessenen Formen der Unterstützung der Ukraine (Diplomatie, Wirtschaftssanktionen, Waffenlieferungen). Von all dem bleiben auch Religionsunterricht und Religionspädagogik nicht unberührt.


In den genannten Feldern – Politik und Gesellschaft, Kirchen und Theologien, Religionsunterricht und Religionspädagogik – lässt sich beobachten, dass der Blick auf Krieg und Frieden geprägt ist von der Spannung, einerseits bisherige Überzeugungen, Deutungen und Strategien auf die gegenwärtige Situation anzuwenden, andererseits aber genau diese Überzeugungen, Deutungen und Strategien im Lichte der gegenwärtigen Situation mehr oder weniger zu revidieren.


Vor diesem Hintergrund werden – auch über den aktuellen Fokus auf die Ukraine hinaus – Beiträge zum weiten Themenfeld von Religionspädagogik und Religionsunterricht angesichts von Krieg und Frieden gesucht, die im besonderen Maße aus spezifischen (regionalen und lokalen, historischen, konfessionellen, biographischen, disziplinären …) Kontexten heraus Anfragen an Theorie und Praxis des Religionsunterrichts formulieren sowie konstruktive neue Denkwege entwickeln.

Veröffentlicht: 2024-05-17

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